Kompetenzzentrum für die Ernährungs- und Agrarwirtschaft

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat die Deutsch-Emiratische Industrie- und Handelskammer (AHK) zum 1. Oktober 2021 mit der Einrichtung eines „Kompetenzzentrums für die Ernährungs- und Agrarwirtschaft“ für die Standorte Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Oman, Katar, Kuwait und Irak beauftragt. Das Kompetenzzentrum verfolgt das Ziel, die wirtschaftliche Zusammenarbeit im Bereich Lebensmittel und Agrargütern zwischen Deutschland und den benannten fünf Ländern der Golfregion zu fördern. Die Dienstleistungen des Kompetenzzentrums werden durch das BMEL finanziell unterstützt und können für deutsche Unternehmen durch De-minimis Förderung vergünstigt angeboten werden.

Das Kompetenzzentrum dient als Informations-, Netzwerk und Beratungsplattform, sowie als zentrale Anlaufstelle für die Wirtschaft aus den Branchen Landtechnik, Getränke, Süß- und Zuckerwaren, Obst & Gemüse, Getreide/ Ölsaaten/ Mühlenprodukte, Fleisch/ Vieh/ Fisch, Sonstige Lebensmittel, Feinkost/ Bio/ Convenience Food, Milch/ Käse/ Eier, sowie Back- und Teigwaren.

Zu den Hauptaufgaben des Kompetenzzentrums gehören unter anderem:

  • Schaffung von Markttransparenz (Sammlung, Bewertung, Kommunikation) für deutsche Unternehmen
  • Unterstützung durch Dienstleistungen in den Bereichen Marktinformation und Markteintritt für deutsche Unternehmen
  • Förderung der deutschen Landtechnik und Lebensmittel auf den Märkten (Veranstaltungen, Aktivitäten, Projekte)
  • Kommunikations- und Kooperationsplattform mit lokalen Partnern (Netzwerk, Austausch) und Erweiterung der eigenen Datenbank

Wir unterstützen Sie beim Markteinstieg durch unser umfassendes Dienstleistungsportfolio. Im Rahmen des Kompetenzzentrums erhalten Sie eine besondere Förderung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Kontaktieren Sie uns, um mehr zu erfahren. 

Der Markt in den VAE

Allgemeines VAE

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind eins der drei führenden arabischen Wirtschaftszentren der Welt und sind zugleich einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands in der MENA-Region. Die politische Stabilität, diversifizierte Wirtschaft sowie hervorragende Infrastruktur ermöglichen ausländischen Investoren einen optimalen Standort im Nahen Osten. Dank ihrer günstigen geostrategischen Lage dienen die VAE als Umschlagplatz zwischen Europa, Asien und Afrika.

Das Thema „Nahrungsmittelsicherheit“ spielt eine wichtige Rolle in den VAE. So bieten sich im Rahmen der emiratischen National Food Security Strategy 2051 große Chancen einer bilateralen Zusammenarbeit. Für Unternehmen die sich für die Golfregion interessieren, bieten die VAE für den Aufbau eines regionalen Vertriebszentrums sehr attraktive Rahmenbedingungen. Im Allgemeinen besteht auf dem Markt – bedingt durch die steigende Lebensmittelnachfrage – viel Potential für Unternehmer aus dem Bereich Ernährung und Landwirtschaft. Für einen erfolgreichen Markteintritt sind der persönliche Kontaktaufbau vor Ort und ein zuverlässiger lokaler Handelsvertreter Voraussetzung.

Agrarstruktur und -konsum VAE

Mit einer Fläche von rund 82 880 km² sind die VAE etwa so groß wie Österreich. Über zwei Drittel der Landesfläche werden von den Ausläufern der Großen Arabischen Wüste (Ar Rub al Khali) eingenommen. Die Wüstengebiete sind nahezu vegetationslos, in den Oasen finden sich Dattelpalmen und Eukalyptusarten.

Das Klima in den VAE ist durch Trockenheit und hohe Temperaturen geprägt. Im Sommermonat Juli werden in der Hauptstadt Abu Dhabi durchschnittlich 30 °C gemessen, es können bis zu 43 °C Lufttemperatur erreicht werden. Im Januar betragen die Durchschnittswerte um die 18 °C

Die Selbstversorgungsrate in den VAE wird auf 10 bis 20 Prozent geschätzt und ist das Land stark importabhängig.

Das Beratungsunternehmen Alpen Capital prognostiziert für den Nahrungsmittelsektors der Golfkooperationsstaaten (GCC) im Zeitraum 2018 bis 2023 für die VAE ein durchschnittliches Wachstum der (mengenmäßigen) Nahrungsmittelnachfrage von 3,5 Prozent. Der Konsum soll demnach von 8,7 Millionen Tonnen (2018) auf 10,3 Millionen Tonnen in 2023 ansteigen.

Der Markt erreichte im Jahr 2018 einen Umsatz von 473 Millionen US$, das entspricht einer durchschnittlichen Wachstumsrate im Zeitraum der Jahre 2013 bis 2018 von circa 10 Prozent. Dabei entfallen 34 Prozent auf Nüsse und Samen (162 Millionen US$). Milchprodukte machen 27 Prozent aus (128 Millionen US$), gefolgt von Produkten mit einem hohen Fasergehalt (48 Millionen US$).

Lebensmitteldistribution und Vertrieb VAE

Es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten für den Eintritt in den VAE-Markt: Direktexport, Export über einen oder mehrere Vertreter in den Emiraten oder durch Gründung einer Niederlassung vor Ort

Direktexporte sind zwar wahrscheinlich mit dem geringsten Aufwand verbunden, jedoch muss man davon ausgehen, dass die Wachstumschancen limitiert sind. Generell wird im VAE-Markt ein persönlicher Kontakt geschätzt, und Kunden erwarten einen gewisse Präsenz und Erreichbarkeit vor Ort.

Viele Firmen beauftragen daher lokale Vertriebspartner, oder im Englischen sogenannte „Distributor“, um ihre Produkte im Markt zu repräsentieren.

Wird eine intensive Marktbearbeitung angestrebt, gründen die meisten Unternehmen eine Niederlassung in den VAE. Diese kann in unterschiedlicher Form erfolgen: üblicherweise durch Einrichtung einer oder mehrerer Zweigniederlassungen oder der Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

Die VAE haben außerdem verschiedene Freihandelszonen eingerichtet, in denen jeweils eigene Unternehmensgesetze gelten.

Dubai’s Flug- und Seehäfen als auch KIZAD (Khalifa Industrial Zone Abu Dhabi) und Sharjah werden hauptsächlich für Nahrungsmittelimporte genutzt. Der Dubai World Central (DWC) Airport  ist ein bedeutender Luftfrachtumschlagsplatz und mit dem Tiefseehafen Jebel Ali verbunden – der größte Containerhafen zwischen Singapur und Rotterdam.

Einfuhrprozess und -dokumentation VAE

  • Für die Wareneinfuhr ist eine Registrierung beim jeweiligen Department of Economic Development vorzunehmen.
  • Daraufhin wird eine Handelslizenz erteilt, die den Warenimport genehmigt. Ferner sind ein Handelsregistereintrag und die Eintragung des Firmennamens notwendig.
  • Des Weiteren sind Registrierungen bei den folgenden Stellen vorzunehmen: Handelskammer des jeweiligen Emirats, Ports and Customs Authority und Dubai Trade (für das Emirat Dubai).
  • Vor der Einfuhr von Lebensmitteln in die VAE müssen bestimmte Genehmigungen eingeholt und Registrierungen vorgenommen werden
  • Wichtig zu beachten ist, dass bei Neueinführungen von Nahrungsmitteln Laboranalysen durchgeführt werden müssen. Bei weiteren Lieferungen muss man anfangs mit vereinzelten Stichproben rechnen.
  • Bei der Einfuhr von Lebensmitteln sind im Allgemeinen die folgenden Warenbegleitpapiere vorzulegen:

    • Gesundheitszeugnis im Original, ausgestellt von einer staatlichen Gesundheitsbehörde im Ursprungsland der Ware
    • Packliste
    • veterinäre und Halal-Zertifikate für Fleisch, Geflügel und Waren
    • Im Falle von Epidemien können zusätzliche Zertifikate verlangt werden, z. B. ein Dioxin-Zertifikat.

Lebensmittelkennzeichnung VAE

Grundsätzlich sind alle Einfuhrwaren mit einer nicht entfernbaren Herkunftsbezeichnung ("Made in...") zu versehen. Die Warenmarkierung soll gut lesbar und dauerhaft mit der Ware verbunden sein.

Alle Nahrungsmittel müssen in arabischer Sprache etikettiert sein. Eine zweisprachige Etikettierung in Englisch und Arabisch ist ebenfalls möglich, bzw. sogar zu empfehlen da viele Bevölkerungsteile der VAE kein Arabisch sprechen. Das Etikett muss folgende Angaben beinhalten:

  1. Produktname und Produktmarke
  2. Inhaltsstoffe (in abnehmender Reihenfolge nach ihrem Gewichtsanteil)
  3. Nettogewicht in metrischen Einheiten
  4. Ursprungsland
  5. Name und Adresse des Herstellers oder des Importeurs
  6. Herstellungs- und Haltbarkeitsdatum (das Haltbarkeitsdatum muss bei einigen Produkten wie Tee, weißem Zucker und Reis nicht angegeben werden)
  7. Barcode des Produkts
  8. Liste der Zutaten, die eine Überempfindlichkeit auslösen können
  9. Nährwertangaben (Grundlage: GSO-Standard 2233/2012)

Die Regionen

Irak

Die jüngste Wirtschaftskrise und der Rückgang der Ölpreise haben die Notwendigkeit für die irakische Regierung unterstrichen, dem Landwirtschaftssektor mehr Aufmerksamkeit zu widmen, um nach Jahrzehnten des Handels wieder Selbstversorgung zu erreichen. Darüber hinaus trägt der Agrarsektor zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Land bei. Im Reformpapier des amtierenden Premierministers Al-Kadhemi steht, dass die Sanierung des Agrarsektors eines der Hauptprioritäten sei. Die Pandemie hat die Wichtigkeit der Selbstversorgung weiter unterstrichen, und es besteht die Hoffnung, dass die kommende Regierung noch einen Schritt weiter gehen wird, um dies zu erreichen. [mehr]

Katar

Der Nahrungsmittelverbrauch in Katar erwartet eine jährliche Wachstumsrate von 2,3 %, (von 1,7 MT in 2018 bis 1,9 MT in 2023). Diese Zunahme wird durch drei Hauptfaktoren angetrieben: Bevölkerungswachstum mit einer steigenden Zahl von Expatriates, hohes Einkommen (höchstes in der GCC-Region) und ein wachsender Touris tenstrom. Zusätzlich wird erwartet, dass die Nachfrage im Lebensmittel- und Getränkesektor durch das Bevölkerungswachstum (1,7%) bis 2022 auf etwa 2,93 Milliarden USD steigen wird. Die bevorstehende Fussball-Weltmeisterschaft 2022 wird voraussichtlich 3,1 Millionen Touristen für das 28-tägige Sportereignis anziehen , und bringt dem Lebensmittel- und Getränkesektor Katars einen einmaligen Schub von 1,7 Milliarden USD.

Katar ist mit einer jährlichen Wachstumsrate von 5.5% der mit Abstand am schnellsten wachsende Lebensmittelmarkt in der gesamten Golfregion, dicht gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im Jahr 2018 betrugen die Lebensmittel- und Getränkeimporte rund 3,3 Milliarden USD.

Das durchschnittliche monatliche Haushaltseinkommen in Katar beträgt 5.584,06 USD, rund 20% davon werden für Lebensmittel pro Haushalt ausgegeben.

Hier ergeben sich also große Marktchancen für deutsche Lebensmittelhersteller. Einige deutsche  Produkte, vor allem aus dem Biobereich werden bereits in Katar vertrieben. Der Trend vor allem bei der jüngeren Generation richtet sich auf sogenannte „health products“. Auch der Bedarf an lokalen Produkten aus organischem Anbau steigt stetig.

Kuwait

Kuwait misst der Ernährungssicherheit einen hohen Stellenwert bei. Der Agrarsektor steht jedoch aufgrund der starken Knappheit von Süßwasser, Land und rauen Wetterbedingungen vor zahlreichen Herausforderungen, was die Ernährungssicherheit erheblich einschränkt. Da die heimische Nahrungsmittelproduktion nicht in der Lage ist, den lokalen Bedarf abzudecken, ist Kuwait stark importabhängig. Kuwait belegt im von der Economist Intelligence Unit (EIU) entwickelten Global Food Security Index (GFSI 2020) den ersten Platz unter den arabischen Ländern. Die heimische Produktion hat während COVID gelitten, da Einreisebeschränkungen zu einem Mangel an Arbeitskräften auf den Farmen geführt hatten. Das Land erholt sich mit einem erneuten Fokus auf Agrartechnologie. Ein solches Beispiel ist das deutsche Unternehmen &ever, das in Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner eine vertikale Farm eröffnet hat, welche den lokalen Markt mit frischen Produkten versorgt. Kürzlich hat in Kuwait der erste deutsche Biomarkt „Danke“ seine Pforten eröffnet, mit dem Ziel, die Essgewohnheiten der übergewichtigen Bevölkerung im Land zu verbessern.

F&B ist ein wichtiger Bestandteil der sozialen und gemeinschaftlichen Aktivitäten im Land. Im Laufe der Jahre hat Kuwait eine eigene F&B-Szene entwickelt. Die Nation ist zu einem Nährboden für einheimische Marken geworden. Der regionale kulinarische Markt wird hauptsächlich von internationalen Ketten angetrieben, darunter die Lieferplattform Talabat (Delivery Hero). Die Hotellerie im Land wird im Management und Küchenbereich von Deutschen erobert. In den letzten Jahren hat sich ein Trend zu gesünderen Restaurant- und Supermartkonzepten entwickelt, wo deutsche Lebensmittel eine starke Nachfrage sehen.

Wichtige Behörde: 

Public Authority for Food and Nutrition
Telefon: +965 1807770
Email: info(at)pafn.gov.kw

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PAFN Resolution on Imported Food

Oman

Das Wachstum der Bevölkerung und des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,2 Prozent bzw. 2,5 Prozent ist ein wesentlicher Faktor für den Nahrungsmittelverbrauch im Land. Tourismus wird eine Schlüsselrolle der zukünftigen Nahrungsmittelnachfrage spielen. Es wird erwartet, dass die Anzahl der Touristen in Oman zwischen 2018 und 2023 um 5,5 Prozent auf 3,3 Millionen steigen werden.

Die überwiegend städtische und junge Bevölkerung wuchs zwischen 2014 und 2019 jährlich um 3,0 %. Insbesondere die Nachfrage nach Biolebensmitteln bei der gesundheitsbewussten Millennials-Bevölkerung ist gestiegen. Infolgedessen wurde die Nahrungsmittelproduktion und -konsum innerhalb von 5 Jahren mehr als verdoppelt. Die am stärksten produzierten Lebensmittelkategorien sind Gemüse  mit einem Anteil von 32,4% Fisch (Anteil 28,1%), Obst (Anteil 22,7%) und Fleisch (Anteil 8,5%). Milchprodukte!! Mit einem schnelleren Anstieg der Nachfrage im Vergleich zur Produktion hat die Abhängigkeit des Landes von Importen deutlich zugenommen. Die Gesamtimporte für das Sultanat stiegen zwischen 2014 und 2019 um 4,2% und erreichten 3,2 Millionen Tonnen, wobei der Import von Getreide am größten ist. Die gesamten Nahrungsmittelexporte des Oman stiegen in den fünf Jahren mit einer jährlichen Wachstumsrate von 8,1 %.

Das Land weist den höchsten Selbstversorgungsgrad bei der Produktion von Nahrungsmitteln unter allen GCC-Staaten auf. Das Sultanat war 2019/20 in der Lage, über 50 % des Obst-, Eier- und Fleischbedarfs und über 80 % des Gemüsebedarfs durch heimische Produktion zu decken. Der Selbstversorgungsgrad bei Fisch bleibt mit 141,3 % (2019) nach wie vor am höchsten.

Im Jahr 2012 gründete die Regierung die Oman Food Investment Holding Company (OFIC), die den Auftrag hat, die sog. Nationale Food Security Strategy des Sultanats durch Partnerschaften mit Regierungsbehörden, privaten Betreibern und Investoren zu fördern.

OFIC umfasst mehrere Unternehmen, die im Lebensmittelsektor tätig sind, darunter Al Bashayer Meat Company, Mazoon Dairy, Oman Flour Mills, Al Namaa Poultry und Oman Fisheries.

Trends wie die steigende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln, Innovationen bei der Lebensmittelproduktion, Verpackungstechnologien und -Lagerung sowie  wachsender Bedarf an Fertiggerichte stellen Marktchancen für deutsche Anbieter dar.

Ministry of Agriculture and Fisheries: https://www.maf.gov.om/

Oman Food Investment Holding: https://omanfood.om/

Messen und Veranstaltungen

2024

Expo 2023Doha Qatar, 2 Oktober 2023 – 28 März 2024

Globoil International, Dubai, VAE, 6 - 8 Mai 2024

Expo Culinaire, VAE, Sharjah, 20 - 22 Mai 2024 

Gulfood Agrotech & Gulfood GreenVAE, Dubai, 24 - 26 September 2024

ISM Middle EastVAE, Dubai, 24 - 26 September 2024

Free From Food, VAE, Dubai 2 -3 Oktober 2024

AgraME, VAE, Dubai, 7 - 8 Oktober 2024

AgroFarm ME, VAE, Dubai, 7 - 8 Oktober 2024

Gulfood Manufacturing, VAE, Dubai, 5 -7 November 2024

The Speciality Food Festival, VAE, Dubai, 5 -7 November 2024

GulfHost, VAE, Dubai, 5 -7 November 2024

ADIFE, Abu Dhabi, VAE, 26 ß 28 November 2024