Repräsentanten-Tagung: Hamburgs Bild im Ausland wandelt sich

Digitalhafen, Zukunftstechnologien und eine lebendige Gründerszene – der Kurs Hamburgs wird auch im Ausland aufmerksam verfolgt
Sie arbeiten in Dubai, Shanghai, Mumbai, Brüssel oder Sankt Petersburg: die auswärtigen Repräsentanten der Stadt Hamburg. Auf Einladung der Hamburg Marketing GmbH kommen sie am 18. und 19. Dezember 2017 erstmalig in Hamburg zusammen, um sich über Vermarktung und Positionierung der Hansestadt in der Hauptstadt Berlin und im Ausland auszutauschen. „Das Ziel ist es, den Repräsentanzen im direkten Dialog ein zeitgemäßes Hamburg-Bild zu vermitteln, damit sie vor Ort die Interessen der Hansestadt optimal vertreten können“, so Dr. Rolf Strittmatter, Geschäftsführer der Hamburg Marketing GmbH.

Wie steht es aktuell mit Hamburgs Bild im Ausland – und wie hat es sich verändert? Wie wird beispielsweise die Elbphilharmonie wahrgenommen und wird in anderen Teilen der Welt so viel Wert auf die Unterstützung von Startups gelegt wie in Hamburg – immerhin ist die Hansestadt Gründerhauptstadt Deutschlands. Aber vor allem: Gibt es Ansätze einer internationalen Zusammenarbeit bei Zukunftstechnologien, wie dem Hamburger Digitalhafen, dem 3D-Druck oder Virtual Reality? Hamburg News befragte dazu die Repräsentanten.

Hamburg: Verbindung von wirtschaftlicher Dynamik und hoher Lebensqualität
Das Wichtigste vorweg: Das Bild von Hamburg in der Welt ist ausgesprochen positiv und die Wahrnehmung ist insbesondere als Wirtschaftsstandort etwa in den Vereinigten Arabischen Emiraten weiter gestiegen. Dazu beigetragen hätte etwa die enge Kooperation der Handelskammern Hamburg und Dubai, „die in regelmäßigen Abständen das „Dubai Hamburg Business Forum“ abwechselnd in Dubai und in Hamburg organisieren und bei dem sich Unternehmen und Wirtschaftsvertreter über neuste Entwicklungen informieren und neue Geschäftspartner finden können“, erklärt Kirsten Staab, Leiterin der Hamburg Repräsentanz in Dubai. In China wiederum werde Hamburg als ein gutes Beispiel für die Verbindung von wirtschaftlicher Dynamik und hoher Lebensqualität wahrgenommen, so Lars Anke, Leiter des Hamburg Liaison Office in Shanghai. Mit mehr als 550 chinesischen Niederlassungen, die sich auch mit Hilfe der Wirtschaftsförderung von 1980 bis jetzt hier etabliert haben, ist die Hansestadt der führende Standort in Deutschland.

Digitalisierung als Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit der Metropolregion
Um auf dem neuesten Stand zu bleiben, auch hinsichtlich dieser besonderen Kombination von wirtschaftlicher Dynamik und Lebensqualität, erwartet die Repräsentanten bei ihrem zweitägigen Aufenthalt ein hochkarätiges Programm, das neben einer Führung durch die Elbphilharmonie und einem Gespräch in der Handelskammer auch den Besuch im HIP Health Innovation Port vorsieht. Der „Collaboration Space“ mit Fokus auf eHealth, Gesundheit und Medizintechnik wurde im Oktober offiziell von Philips eröffnet. Zudem gibt es vielfältige Networking-Gelegenheiten und Wolfgang Schmidt, Staatsrat der Hamburger Senatskanzlei, empfängt die Gäste im Rathaus. Thematisch gehört die digitale Entwicklung in der Stadt zu den Schwerpunktthemen. „Die Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen, Methoden und Prozessen ist der Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit der Metropolregion Hamburg und damit ein entscheidender Erfolgsfaktor im Standort-Wettbewerb“, so Strittmatter.

Großes Potenzial im 3D-Druck und Virtual Reality
“Tatsächlich wird Hamburg in China in den letzten Jahren vor allem mit seiner dynamischen wirtschaftlichen Transformation im Rahmen der Digitalisierung in Verbindung gebracht”, bestätigt Lars Anke. Grundsätzlich sei das positive Hamburg-Bild geprägt durch die traditionellen maritimen Industrien und den Hafen, als wichtigste Drehscheibe im europäisch-chinesischen Handel, erklärt er. „Doch zunehmend spielen Themen wie 3D-Druck, IT und Medien, aber auch moderne nachhaltige Infrastrukturverwaltung und Stadtplanung eine Rolle.“ Ebenso sieht Peter Deubet, Leiter der Hamburg Repräsentanz in Mumbai, Hamburg im Zukunftsfeld 3D-Druck gut aufgestellt und ergänzt: „Auch im Bereich der Virtual Reality sehen wir großes Potenzial und hoffen, dass sich Hamburg als VR-Hotspot in Europa positionieren kann. Da dies gerade in der großen Startup-Szene in Indien für Interesse sorgen würde, erhoffen wir uns hieraus eine erhöhte Aufmerksamkeit für Hamburg.“

Startups sind Treiber für Innovation – und inspirieren sich gegenseitig
Zudem könne die Hansestadt in diesem Bereich von Indien lernen, schließlich sei Indien bekannt für seine lebhafte Startup-Szene, die sich ständig verändere und neue Geschäftsfelder entdecke. „Indische Kampagnen wie Startup India oder Digital India helfen dabei, die Aufmerksamkeit auf Startups zu lenken und ihre steigende Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung herauszustellen“, erläutert Deubet, der bei dieser Gelegenheit die Erfolge der Initiative next.Media bei der Unterstützung der Hamburger Startup-Szene lobt, während Dr. Claus Müller, Hamburgischer Leiter des Hanse-Office in Brüssel die „Startup- und Scaleup-Initiative“ hervorhebt, die 2016 von der EU-Kommission auf den Weg gebracht wurde. Diese Initiative unterstützt auf Expansion ausgerichtete Unternehmen und unterbreitet Lösungen, um den Binnenmarkt für Startups und Scaleups effizienter zu gestalten – wovon sowohl Europa als auch Hamburg profitieren.

Profitieren vom Zuzug junger Unternehmer aus aller Welt
“In Deutschland begrenzen Datenschutz und Sicherheitsbeschränkungen die Einführung von Innovationen in vielen Bereichen, in Dubai hingegen ist man sehr offen für die Vorteile beispielsweise einer Smart City Administration“, so Kirsten Staab. Während man in Deutschland vor allem auf die deutsche Startup-Szene blicke, profitiere Dubai von dem Zuzug junger Unternehmen aus aller Welt, was die Offenheit für Innovationen fördere. Umso fruchtbarer sei der gegenseitige Austausch, weil sich hier Möglichkeiten des Voneinanderlernens und für gemeinsame Projekte ausloten ließen. Und wo gibt es bereits gemeinsame Projekte? Besonders weit gediehen sind Chinesisch-Deutsche Kooperationen. „Vor allem zwischen dem Hamburger Hafen und seinen Partnerhäfen Shanghai und Shenzhen. Zudem gibt es Kooperationsabkommen mit den Häfen in Ningbo, Qingdao, Tianjin und Guangzhou“, zählt Lars Anke auf und betont zudem die Vernetzung im Rahmen der chainPORT Initiative des Hamburger Hafens.

Klar vorn bei den Zukunftsthemen: Erneuerbare Energien
Befragt nach Zukunftsthemen, die bei Hamburgs Repräsentanten im kommenden Jahr besonders im Fokus stehen werden, nennt der in Brüssel agierende Dr. Claus Müller „Verkehrsthemen, den digitalen Binnenmarkt, Medienpolitik und die Vorstellung eines Hamburger Papiers zu Erasmus+“, während seine Kollegen aus China, Dubai und Mumbai den Bereich erneuerbarer Energien hervorheben. „2018 liegt ein Fokus der Hamburg Repräsentanz Mumbai auf der WindEnergy Hamburg 2018, die wir in Indien aktiv vermarkten. Hier stehen wir in kontinuierlichem Austausch mit indischen Interessenvertretern aus den erneuerbaren Energien“, erklärt etwa Peter Deubet. Kirsten Staab nennt zudem die neuen Technologien, „aber auch traditionelle Themen wie die Maritime Wirtschaft, Aviation und Gesundheitswirtschaft.“ Die Hamburger Gesundheitswirtschaft sei umgekehrt für China von großem Interesse, so Lars Anke. „Der demografische Wandel in China schafft Bedarfe im Bereich der Medizintechnik, der Kranken- und Altenpflege, aber auch der Kindererziehung und der Ausbildung. Hier hat Hamburg China Erfahrungen voraus, die großes Potenzial bieten.“

Strahlkraft der Elbphilharmonie erleichtert Arbeit der Repräsentanten

Und schließlich: Konnte die Elbphilharmonie als Hamburgs neues Wahrzeichen die Bekanntheit der Stadt in der Welt weiter steigern? Die Antwort der Repräsentanten ist einhellig zustimmend. Dr. Claus Müller spricht von einem „entscheidenden Beitrag“, Peter Deubet von einem „zweiten Alleinstellungsmerkmal neben dem Hafen“ und in China, wo das Interesse an Musik generell sehr ausgeprägt sei, habe man das Konzept eines Konzerthauses ´für Alle` stark gewürdigt. Auch Kirsten Staab freut sich über die zusätzliche Presseaufmerksamkeit, wünscht sich jedoch darüber hinaus eine stärkere Vermarktung der gesamten Metropolregion als Urlaubsziel. „Emiratische Familien wählen Urlaubsdestinationen vor allem abhängig vom Unterhaltungswert für die gesamte Familie, insbesondere der Kinder aus.“ Neben attraktiven Einkaufsmöglichkeiten sei man deshalb an Ausflügen über die Stadtgrenze hinaus interessiert. „Hamburg und seine Umgebung hat auch in diesem Bereich viel zu bieten, etwa Fährfahrten nach Helgoland oder Ausflüge in die Hansestadt Lübeck oder in den Naturpark Lüneburger Heide.“ Die Einbeziehung von Streifzügen durch Norddeutschland könne das Hamburg-Bild positiv erweitern. 

Quelle und weitere Informationen: www.marketing.hamburg.de